Die IR-Community versammelte sich am 28. Januar 2020 wieder im Sofitel in Frankfurt. IR Club und cometis konnten für die IR-Konferenz erstklassige Referenten gewinnen. Prominente Fondsmanager, ESG-Profis und Anwender künstlicher Intelligenz skizzierten ihre Anforderungen an das IR-Management.
Nach einem netten Get-Together auf Einladung der Berenberg Bank im “Herz von Frankfurt” mit leckeren Speisen, kühlen Drinks und angeregten Gesprächen, konnten sportliche Frühaufsteher bereits am Morgen des Konferenztages ihren Energien freien Lauf lassen. Beim IR Fun Run ging es über fast sechs Kilometer durch die Frankfurter Innenstadt. Anders als im frostigen Vorjahr waren die Temperaturen für die Läufer diesmal wesentlich angenehmer, dafür nieselte es leicht.
Die Konferenz startete mit einem Sparring der Managementstile „Aktives Management versus passive Investments.“ Thomas Meyer zu Drewer (Lyxor) betonte die Kostenvorteile passiver Investments. Thomas Meier von MainFirst Asset Management hisste dagegen die Fahne des aktiven Managements mit Blick auf die Outperformance der von ihm gemangten Fonds. Meier bedauerte, dass MiFID den Zugang zu Unternehmen erschwert habe.
Silke Krüger (Berenberg) befragte mit Carlo Crosetto (Dürr) und Dr. Christian Terlinde (JOST Werke) im anschließenden Panel zwei Vorstände, wie sie diesem Problem in ihrer Investorenkommunikation begegnen. Außerdem diskutierte das Panel die Rolle eines modernen IR-Officers und ob sie als Vorstände erwarten, dass sich ihre IR-Abteilung zum strategischen Beraterstab des Vorstands entwickelt.
Nur wenig später kam die heiße Kartoffel „Vorstandsvergütungen“ auf den Tisch. Christoph Schwab (Computershare) und Matthias Nau (Georgeson) skizzierten die Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer zu den Pay Checks. Frank Fischer (Shareholder Value AG) brachte seine Anforderungen an das IR-Management auf den Punkt. Fischer verdeutlichte, dass er von den Unternehmen mehr Verlässlichkeit und Transparenz erwartet. Und zwar nicht nur in Imagebroschüren – sondern im täglichen Tun. Insbesondere erwartet Fischer von Vorstand und Aufsichtsrat „skin in the game“ also eine unternehmerische Beteiligung mit eigenem Kapital.
Zeitgleich wagte Dr. Frank B. Werner (Finanzenverlag) einen Ausblick auf die Perspektiven der Anlegermedien. Elektronische Medien verändern nicht nur das Leserverhalten. Auch die Absender von der Unternehmensmeldungen müssen den neuen Medien Tribut zollen.
Wie können sich Unternehmen gegen aktivistische Investoren verteidigen? Konkrete Antworten auf diese heikle Frage gab Juan I. Bonifacio (Stifel Financial). Bonifacio empfahl „don’t panic!“ und skizzierte fünf Schritte für eine strategische Kommunikation.
Der Nachmittag stand im Zeichen der „Nachhaltigkeit“: Dr. Antje Stobbe und Thomas Tilse (AGI) verdeutlichten die stark gewachsene Bedeutung von ESG-Themen. Unternehmen, die zu Nachhaltigkeitsfragen ins Fadenkreuz der Kritik geraten, deren Aktienkurse können massiv unter Druck geraten. Die beiden Referenten verdeutlichten worauf die Fondsmanager der AGI bei ihren Investments heute achten. Dr. Stobbe: „Entscheidend sind konsistente und nachvollziehbare ESG-Daten über mehrere Jahre.“
Rudolf Maier (MainFirst Bank) und Ariane Hofstetter (Kohorten) wagten einen Ausblick wie ESG zukünftig die Investor Relations verändern wird. Die wichtigsten Erkenntnisse der cometis-kohorten-Studie: ESG-Themen werden die IR-Arbeit erweitern und dauerhaft prägen. Emittenten, die ESG als Modethema abtun, geraten ins Abseits. Es gilt daher, das eigene Reporting qualitativ nachhaltig zu verbessern.
Auch Dr. Jörg Hering (Acatis) blickte in die Zukunft. Schon heute destilliert Acatis mit Hilfe künstlicher Intelligenz wertvolle Erkenntnisse aus den Unternehmensberichten. Viele Daten erlauben Rückschlüsse auf das Kurspotenzial der jeweiligen Aktie.
Die Quintessenz der Podiumsdiskussion zur Zukunft der Investmentindustrie: Thomas Meyer zu Drewer (Lyxor): „Die Bedeutung von der IR-Arbeit wird weiter zunehmen.“ Dr. Christoph Bruns (Loys) brachte es auf den Punkt: „Sie alle haben einen krisensicheren Job.“